PLANETARIUM an der FATart fair 2022 in Schaffhausen
Installation von Sabine Böni Bogo
Mein Langspiel Kosmos soll zum Verweilen einladen. Vielfältig bearbeitete, ausgediente Langspielplatten werden zu Sternen. Keine unerreichbaren Lichtpunkte, sondern sinnlich greifbare, lustvoll gestaltete Bildträger. Im Rahmen der FATart fair in Schaffhausen, in den grossartigen Räumen der Kammgarn West (ehemals Hallen für neue Kunst), ergeben sie erstmals ein grossflächiges Gesamtbild.
54 Vinylscheiben und zwei Verkehrstafeln, die sonst im Abfall gelandet wären, habe ich mit verschiedensten Stoffen bezogen und mit hauchdünn geschnittenenen Lebensmitteln wie Gurken, Äpfeln, Auberginen, Erdbeeren sowie Malven-, Lupinen-, Ahorn- und essbaren Blütensamen etc. beklebt.
Meine Inspirationen finde ich im täglichen Tun, Stoffe werden wieder verwendet, Materialien gesammelt, die Faszination aufgeschnittener Lebensmittel, Samen und Blätter halte ich fest, indem ich diese frisch und feucht auf meine Bildgründe klebe und auf denselben trocknen lasse. Da nicht die Vergänglichkeit der Fundstücke, sondern deren Einzigartigkeit sichtbar werden soll, überarbeite ich die Tafeln in etlichen Arbeitsschritten mit diversen Techniken.
Ich fühle mich der Arte Povera verbunden, verwende stets einfache, gefundene, übrig gebliebene und entdeckte Werkstoffe und Materialien, selbst die verwendeten Ölfarben stammen zu einem grossen Teil von Künstlern, die diese nicht mehr gebrauchen konnten.
Jede der Scheiben zeigt einen eigenen Mikrokosmos, einem Tagebuch ähnlich verarbeite ich auf den Tafeln, was mir begegnet. Die Anzahl der Scheiben stimmt überein mit meinen 56 Lebensjahren. Die Platten sind in meinem Atelier in Glattfelden, sowie in Belluno/Norditalien, im Geburtshaus meines Schwiegervaters entstanden. Sie passen ideal in eine Pizzaschachtel, so sind sie oft mit mir hin- und her gereist. Ich konnte weitere Schichten auftragen und da und dort an ihnen arbeiten.
Sessel und Bank laden dazu ein, sich hinzusetzen und an einem Punkt zu bündeln, was sich in seiner Vielfalt wie ein Himmelszelt ausdehnt.
Die «Samenbank», ein altes kleines Werkstattkästchen, gibt Einblick in die Sammlung verschiedenster Fundstücke und weist darauf hin, dass Samen mich seit Jahren faszinieren. Unscheinbar kleine Keimzellen als Ausganspunkt neuen Lebens, sät und pflegt man sie, ermöglichen sie die grossartige Entfaltung des Lebendigen.
Sabine Böni Bogo
Siehe auch: sabine-boeni-bogo.cleio.com